Aus Anlaß der Corona-Krise:

Im Jahr 1616 drohte die Tochter des sächsischen Hofbeamten Burkhard Großmann Opfer der damals grassierenden Pestepedemie zu werden. In seiner Verzweiflung legte er ein Gelübte ab: Sollte sie überleben, würde er an 16 Komponisten seiner Zeit den Auftrag erteilen, den 116. Psalm (zur Errettung aus Todesnot) zu vertonen. Das Wunder geschah, so daß wir eine einzigartige Sammlung von Werken der deutschen Vokalpolyphonie des frühen 17. Jahrhundertes überliefert bekommen haben. Wenn man so will ist das ein Zeugnis der Rezeption der Seconda prattica in Deutschland im Vorfeld des 30-jährigen Krieges. Ein Glücksfall ist das allein schon deshalb, weil alle 16 Meister den gleichen Text vertont haben, was zu einer vergleichenden Analyse herausfordert, die die überindividuellen Aspekte des Madrigalstils einerseits und dessen individuelle Ausprägungen andererseits herausarbeitet. Jeder hat also die Kategorien der Seconda Prattica auf seine Weise interpretiert. Die Sammlung ist 1623 unter dem Titel "Angst der Hellen und Friede der Seelen“ erschienen.

Eine schöne Aufnahme findet sich hier.